Sonntag, 6. Januar 2008

Arbeitswahn

Hört man hinten auf, kann man vorne wieder anfangen.

Gestern waren wir im zweiten Haus meiner Schwiegereltern. Im UG sind zwei Zimmer, die früher mal dazu gedacht waren, daß mein Schwiegervater sich dort eine Malerwerkstatt einrichtet. Dazu kam es allerdings nie. Im vorderen Raum hatte er sich ein Ausweichquartier eingerichtet und der hintere Raum wurde als Abstellraum benutzt. Dort standen ein altes Sofa, ein Schränkchen und ein Wohnzimmerschrank. Diese Zimmer haben wir gestern leer geräumt.

Seit Jahrzehnten ist dieses Zimmer nicht benutzt worden. In den Schränken war nur altes Zeug, von dem kaum was zu gebrauchen war. Den Schnaps im Barfach entsorgte ich übers Klo. Da tanzen die Ratten Samba in der Kanalisation! Es stank bestialisch. Ich fühlte mich an frühere Zeiten erinnert. Der Schnaps stand mit Sicherheit die letzten 30 Jahre dort und war selbstgebrannt. Mein Vater hätte sich alle zehn Finger danach gelegt, mich hat es eher angewiedert.

Als erstes trugen wir die Polster des Sofas raus in die Garage. Das Sofagestell war Massivholz und mußte mit der Stichsäge zersägt werden, damit wir es bequem rausschaffen konnten. Dann war der Schrank dran. Echte deutsche Wertarbeit der 50er-60er Jahre. Massivholz erster Güte. Die Rückwand - heutzutage eine dünne Hartfaserplatte - bestand aus einer 5 mm dicken Spanplatte, die fest mit dem Schrankkorpus verschraub war. Die Schrauben ließen sich kaum rausdrehen und so durfte ich das machen, was ich immer schon mal machen wollte.

Ich stellte mich vor den offenen Schrank und trat mit wucht gegen die Rückenwand. Das hielt sie dann doch nicht aus und gab nach. Als wir die Rückwände draußen hatten, konnten man auch die Seiten abschrauben. Gebaut für die Ewigkeit. Sowas kriegste heute nicht mehr.

Deckel und Boden haben wir am Stück in die Garage getragen. Nächsten Samstag müssen wir nochmal raus und beides mit der Handkreissäge durchschneiden, sonst nimmt der Sperrmüll das nicht mit.

Das kleine Schränkchen war vollgestopft mit Geschirr und Besteck. Außerdem fand ich mehrere Packungen Henk-O-Mat oder so, was wohl prähistorisches Waschpulver ist. Auch Pril als Pulver war dabei und Vim und IMI. Kaffeesahne in der Tube und Senf in der Tube holte ich auch noch aus einer Ecke.

Im Vorderen Zimmer haben wir auch noch einen Schrank zerlegt, daß hat der Gatte aber fast alleine gemacht während ich in dem Nest etwas zum Kaffee aufgetrieben habe.

Kaffee getrunken haben wir in der oberen Wohnung, die z. Z. leer steht. Dort muß auch noch einiges renoviert werden um sie wieder vermieten zu können. Meine Schwiegereltern hatten das eigentlich nicht vor und wollten sie als eine Art Ausweichquartier nutzen, wenns hier mal wieder zu bunt wird. Aber nach dem Schlaganfall meines Schwiegervateres hat meine Schwiegermutter sich das dann doch anders überlegt. Wahrscheinlich auch im Hinblick darauf, daß jeder Euro gebraucht wird, sollte mein Schwiegervater irgendwann Pflegebedürftig werden. Dann wäre das verschenktes Geld. Außerdem können die Renovierungskosten sonst nicht mehr beim Finanzamt abgesetzt werden.

Ich bin Spinnenphobiker. Normalerweise sind in solchen Räumen dicke Kellerspinnen aber in einem Raum, dessen Fenster und Tür stets verschlossen ist gibts nicht mal Fliegen. Also hatten die auch nix zu fressen. Kellerspinnen fand ich keine nur zwei halb verhungerte Weberknechte, die die Decken und Wände mit ihren Gespinsten überzogen hatten. Wenns anders gewesen wäre, hätte der Gatten höchstwahrscheinlich alles alleine machen können, weil ich kreischend rausgerannt wäre.

Heute nun haben wir dem Kleinen sein Babybett abgeschlagen und auf den Speicher verfrachtet. Der wird nachher schön schlucken, wenn er seinen Mittagsschlaf machen soll und er nicht mehr Bäumchen wechsel dich spielen kann.

Bin mal gespannt.

Socki

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